GPT-4 ist da – was kann es? / Nukleare Antriebe in der Raumfahrt ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
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Liebe Leserinnen & Leser,
 
Künstliche Intelligenz ist ein Dauer-Thema in diesem Newsletter – schlicht aus dem Grund, weil die Generative KI solche Fortschritte macht und die Technologie quasi über Nacht in die Mitte der Gesellschaft katapultiert hat. Software hat einen solchen Sprung zuletzt vermutlich mit den sozialen Medien geschafft.
 
Der Begriff disruptiv wird in der Tech-Branche zwar viel zu inflationär gebraucht, aber ich glaube, in diesem Fall trifft er zum ersten Mal seit Langem auch wirklich zu. Und der nächste Schritt steht bevor: OpenAI hat GPT-4 veröffentlicht. Ich habe bereits ein wenig damit herum probiert.
 
Außerdem im Weekly Briefing: In der neuen Folge des Interview-Podcasts „Unscripted“ habe ich mit Lena-Sophie Müller von der Initiative D21 über den digitalen Staat und digitale Bildung gesprochen. Und: Welche Bedeutung nukleare Antriebe für die Raumfahrt haben könnten.
GPT-4 ist da: Was es kann und was nicht
(Bild: OpenAI)
 
Die Kollegen von Heise Online hatten in der vergangenen Woche bereits exklusiv berichtet, dass GPT-4 kurz vor der Veröffentlichung steht. Und sie sollten Recht behalten: In dieser Woche stellte OpenAI die neueste Version des Sprachmodells vor.
 
Was kann GPT-4?
GPT-4 ist multimodal, heißt: Es kann nicht nur Text verarbeiten, sondern etwa auch Bilder. Ein Beispiel zeigt, wie aus einem Bild von Zutaten die KI vorschlägt, was sich daraus kochen lässt. Auch soll das Sprachmodell Texte mit bis zu 25.000 Zeichen verarbeiten können – was ich umgehend ausprobiert habe, allerdings hat das noch nicht geklappt. Die Multimodalität konnte ich leider auch nicht ausprobieren, weil sie im Chat-GPT-Plus-Abo noch nicht verfügbar ist.
 
Laut OpenAI ist das Modell dazu in der Lage, kreative und technische Schreibaufgaben auszuführen, Drehbücher zu schreiben oder auch den Stil seiner Nutzer zu imitieren. Es soll zudem Schwächen von GPT-3.5, was bisher ChatGPT angetrieben hat, deutlich reduzieren: OpenAI gibt eine um 82 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit (gegenüber seiner Vorgängermodelle) an, unerwünschte Inhalte zu erzeugen und eine um 40 Prozent höhere Trefferquote bei Fakten als GPT-3.5.
 
Was GPT-4 besser kann als GPT-3.5? Ich habe die beiden Modelle mal in Sachen musikalischer Kreativität getestet. Mein Prompt an GPT-4 und GPT-3.5: Schreib mir einen Songtext über Wasserkraft im Gangster-Rap-Stil. Ich fand, dass GPT-4 nicht nur deutlich kreativer als GPT-3.5 war. Das neue Modell hat den Songtext auch nach Vers, Strophe, Hook, Bridge und Outro strukturiert. Hier mal zum Vergleich die Anfänge beider Texte:
 
 
GPT 3.5
Yo, yo, yo, was geht ab Leute?
Ich bin hier, um euch eine Geschichte zu erzählen,
über Wasserkraft und wie es alles verändert hat.
 
Ich erzähle euch von den alten Zeiten,
wo man nur Kohle und Öl benutzt hat,
um Energie zu erzeugen und Geld zu verdienen,
aber jetzt haben wir Wasserkraft im Spiel.
 
GPT 4
(Verse 1)
Yo, ich roll' durch die Stadt, in meiner Wasserkraft-Karre,
Mit der Energie der Flüsse, yo, ich spar' keine Narren.
Ich spreche von Turbinen, Generatoren, das volle Programm,
Verwandeln Wasserdruck in Power, Mann, du weißt, was ich mein'.
 
Ich steig aus dem Auto, mit der Kraft von Mutter Natur,
Dreh' mich um, seh' den Damm, und denk': "Was für 'ne Struktur!"
Das Wasser fließt, die Räder dreh'n, wir kriegen Energie,
Und das alles dank Wasserkraft, verdammt, was für 'ne Genie.
 
 
Der Kreatitvitätssprung ist deutlich zu erkennen, so reimt sich etwa der Songtext, den GPT-4 erzeugt hat, wobei die „Narren“ aus Zeile zwei nicht ganz verständlich sind. Der Text von GPT-3.5 wirkt dagegen geradezu lahm und nicht sehr originell.
 
Was kann GPT-4 nicht?
OpenAI-Chef Sam Altman versucht die Erwartungshaltung niedrig zu halten. Nach einem ersten Hype glaubt er laut Aussagen in einem Interview im Januar mit StrictlyVC, dass die Öffentlichkeit eher enttäuscht sei, weil es eben noch immer keine AGI, also Artificial General Intelligence sei, also keine Intelligenz auf Niveau des Menschen. Aber mal ehrlich, wer erwartet das ernsthaft?
 
Was auch GPT-4 wie seine Vorgänger macht: es konfabuliert und antwortet nicht immer faktentreu. Außerdem scheint GPT-4 noch immer nur mit Daten bis Ende 2021 trainiert worden zu sein. Als ich meinen Namen eingegeben habe, konnte ChatGPT zumindest nichts mit mir anfangen und verwies darauf, dass es keine Daten zu mir bis September 2021 finden konnte. Lustigerweise hat GPT 3.5 mir noch eine eigene TV-Sendung auf ZDF Neo mit dem Titel „Caracciolo“ zugeschrieben.
 
Was das bedeutet: In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, welche Fortschritte GPT-4 im Vergleich zu GPT-3.5 wirklich gemacht hat. Das wird wieder eine wilde Phase des Ausprobierens und Experimentierens. Aber ich lege mich fest: Das, was wir hier sehen, ist nach Mobile Computing, Social Media und Cloud die nächste große digitale Stufe der Digitalisierung im 21. Jahrhundert.
 
Zum Schluss: Interessant übrigens, wie verschlossen OpenAI mittlerweile kommuniziert. Das Unternehmen hat weder veröffentlicht, wie groß GPT-4 ist, noch welche Menge an Daten oder welche speziellen Trainingstechniken zum Einsatz kamen. Das war bei vorherigen Releases noch anders. Offenbar ist OpenAI auf dem Weg, ein ganz „normales“ Unternehmen zu werden.
 
Hier finden Sie alle wichtigen Infos zu GPT-4.
Nukleare Antriebe in der Raumfahrt – Gamechanger?
 
Worum es geht: Welche Alternativen zu den klassischen chemischen Antrieben gibt es eigentlich in der Raumfahrt? Denn nach wie vor spielen chemische Triebwerke, die etwa Wasserstoff und Sauerstoff verbrennen, die wichtigste Rolle, weil sie so schubstark sind und deshalb für den Transport von der Erde in den Orbit unerlässlich sind. Was aber, wenn es um lange Strecken zum Beispiel für eine Marsmission geht?
 
Was passiert ist: Bereits im Januar haben die NASA und die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Verteidigungsministeriums eine Kooperation bekannt gegeben, mit dem Ziel, einen nuklear-thermischen Antrieb bis zum Jahr 2027 im Weltraum zu testen. Solche nuklearen Antriebe, bei denen ein Kernspaltungsreaktor die Energie erzeugt, könnten die nämlich die Reisezeit zum Mars deutlich verkürzen: Von drei Jahren (inklusive zweijährigen Aufenthalt) auf lediglich ein Jahr (inklusive mehrmonatigen Aufenthalt).
 
Vor allem die Kernfusion wäre ein echter Gamechanger für die interplanetare Raumfahrt., dann sind Reisen zum Mars denkbar, die noch weniger Zeit in Anspruch nehmen. Allerdings ist bisher nicht mal die irdische Kernfusion kommerzialisiert. Zwar gibt es laufend Fortschritte, der Weg zu einem echten Durchbruch scheint aber noch weit.
 
Welche Herausforderung es gibt: Neben der rein technischen Entwicklung sind vor allem auch politische Hürden groß – denn: Kernspaltung auf einer Rakete bedeutet natürlich auch eine geopolitische Bedrohung, weshalb es ja auch etliche internationale Verträge gibt, die eine Nutzung nuklearer Energie außerhalb des eigenen Territoriums sehr limitieren. Und angesichts der aktuellen geopolitischen Lage sind solche Verträge umso wichtiger.
 
Die Hintergründe zu nuklearen Antrieben in der Raumfahrt finden Sie hier.
Lena-Sophie Müller, wie digital ist der deutsche Staat wirklich?
 
In der neuesten Folge von Unscripted, dem Interview-Podcast der MIT Technology Review, ist Lena-Sophie Müller zu Gast. Sie ist seit 2014 Geschäftsführerin des Vereins Initiative D21 – laut Eigendarstellung Deutschlands größtes gemeinnütziges Netzwerk für die Digitale Gesellschaft. Der Verein gibt unter anderem jährlich den D21 Digital Index heraus, der den Digitalisierungsgrad in Deutschland untersucht.
 
Müller ist unheimlich gut vernetzt im politischen Berlin und hat einen sehr guten Einblick, was in Sachen Digitalisierung geht und wo die großen Stolpersteine liegen – zum Beispiel in der Digitalisierung des Staates oder bei der digitalen Bildung. Gerade bei letzterem verzweifelt selbst Müller immer wieder, obwohl sie ein grundpositiver Mensch ist und große Lust auf Zukunftsgestaltung hat, wie sie sagt.
 
Ich wollte wissen, wie sie es schafft, trotz der schwierigen Themen wieder positiv nach vorne zu schauen. Sie erzählt, wo ihre grundsätzlich positive Haltung zur Welt herkommt und was sie tut, wenn sie mal eine Auszeit braucht. Wir sprechen natürlich über den Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung und was in diesem Zusammenhang digitale Resilienz bedeutet. Und ich wollte wissen, ob sie selbst darüber nachgedacht hat, in die Politik zu gehen.
 
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