Die Pflichtlektüre für Freunde quelloffener Software
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Moin und Hallo zu einer neuen Ausgabe Open Source Spotlight! In der letzten Ausgabe hat sich ja Niklas über die Hitze beklagt. Die ist glücklicherweise merklich zurückgegangen 🌥️, zumindest hier in Hannover. Deswegen trauen wir uns auch wieder raus - statt Computer-Tanning 🖥️schwingen wir uns aufs Fahrrad. 🚲 Das Spotlight, oder besser gesagt, die Spotlights von heute, helfen uns, draußen nicht die Orientierung zu verlieren. Los geht’s! 🚀 | | | |
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Heute im Spotlight
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| ● | Spotlight: BRouter, BRouter-Web und bikerouter.de |
| ● | Interview mit Arndt Brenschede (BRouter) und Marcus Jaschen (bikerouter.de) | | | | | | |
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Spotlight: Flexible Routenplanung mit BRouter und darauf aufbauenden Web-Interfaces | | | |
Ich muss euch ein Geständnis machen: Ich neige dazu, Dinge zu überoptimieren. Gerade wenn ich mit dem Fahrrad die Umgebung erkunden will, stelle ich mir manchmal selbst ein Bein. Ungelogen habe ich schon so lange damit verbracht, eine schöne Fahrradroute mir auf OpenStreetMap zusammenzuklicken, dass, als ich fertig war, längst Regenwolken aufgezogen sind. Per Zufall bin ich auf BRouter-Web (brouter.de/brouter-web/) gestoßen und konnte damit anhand von OpenStreetMap-Karten in wenigen Minuten eine super schöne Route für eine gemütliche Fahrradtour zusammenklicken. Zeit vor dem Bildschirm: zehn Minuten; Zeit auf dem Fahrradsattel: drei Stunden. Spotlight-Steckbrief ● Name: BRouter, BRouter-Web ● GitHub: https://github.com/abrensch/brouter ● Webseite: https://brouter.de/, https://bikerouter.de/ ● Entwickler: Arndt Brenschede, Norbert Renner und weitere ● Plattform: Linux ● Lizenz: MIT-Lizenz BRouter-Web dabei „nur“ die Weboberfläche. Die Arbeit verrichtet der Routenplaner BRouter. Und ich tue mich schwer, mein „Erlebnis“ in Worte zu fassen. Einfach Start und Endpunkt anwählen und schon zaubert BRouter eine sehr solide Fahrradroute, nicht an lauten Straßen lang, sondern, dank der in BRouter-Web auswählbaren Profile, wo es wirklich Spaß macht. Dann die Linie an zwei, drei Stellen hin und her schubsen für einen Umweg über schöne Landschaften und schon steht der Fahrradtour nichts im Weg. Um das nachzuvollziehen, müsst ihr das vielleicht einfach selbst ausprobieren. Es gibt mit bikerouter.de auch eine weitere Weboberfläche, eine stark angepasste Variante von BRouter-Web, die viele zusätzliche Features anbietet. Ich mag das schlichte Webinterface vom klassischen BRouter-Web, aber die Vielfalt an Funktionen von Bikerouter.de ist beeindruckend. | | | |
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Eine Weiterentwicklung von BRouter-Web ist bikerouter.de (Credit: Screenshot ndi / c't) | | | |
Es gibt BRouter auch als App für Android. Erwartet hier aber keine polierte, moderne App. Es ist vor allem ein Hintergrunddienst. Ihr wählt den Kartenausschnitt aus, der heruntergeladen werden soll, und weist die gewünschten Routingprofile zu. Dann könnt ihr in Osmand es als alternativen bzw. externen Routingdienst nutzen. | | | |
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Wer will, kann mit BRouter unter Android offline Routen planen. Beispielsweise in Osmand lässt sich BRouter als Routingdienst einrichten. (Credit: Screenshot ktn / c't) | | | |
Spotlight: Systemdienste jonglieren mit systemctl-tui | | | |
Hinter BRouter, BRouter-Web und bikerouter.de stehen ganz unterschiedliche Personen und es zeigt, wie schön Open-Source-Projekte funktionieren. Arndt Brenschede hat die Routing-Software entwickelt, Norbert Renner setzte darauf ein Webinterface auf und dieses hat Marcus Jaschen unter bikerouter.de weiterentwickelt. Ich konnte für Spotlight Arndt und Marcus interviewen. c’t: Könnt ihr etwas zu euch erzählen und wie ihr dazu kamt, Software zu entwickeln? Marcus: Seit dem C64, der kurz nach der „Wende“ den Weg in mein Kinderzimmer fand, habe ich nicht mehr von Computern ablassen können. Beruflich entwickle ich Web-Anwendungen und administriere Systeme, auf denen diese laufen. Arndt: Auch bei mir fing es im Kinderzimmer mit dem „C64“ an, einem damals sehr populärem Heimcomputer. Vor über 40 Jahren, als Schüler, habe ich meine erste Software im 64’er-Magazin veröffentlicht, das war ein Programm zur Datenkompression. Auch in meiner Hochschulzeit als Experimental-Physiker und in meiner Berufstätigkeit in der Finanzindustrie hatte ich immer mit Software zu tun, und meistens ging es darum, große Datenmengen effizient zu verarbeiten. c’t: Was war eure Motivation, BRouter und Bikerouter.de zu entwickeln? Arndt: Im Jahr 2012 war die Situation, dass GPS und Smartphones schon weitverbreitet waren, eine spontane Routenplanung aber nur für Autos wirklich funktioniert hat. Radfahrer mussten auf ausgearbeitete Routen zurückgreifen, um sich zuverlässig abseits der Straßen bewegen zu können. Ich habe zu der Zeit mit „Naviki“ experimentiert und das hat Spaß gemacht. Es war eine ganz neue Art, mit dem Rad die Gegend zu erkunden, aber man musste es wirklich sportlich sehen, weil man regelmäßig in unwegsamem Gelände stecken blieb und viel zu viele Höhenmeter absolvieren musste. Das besser zu machen, war die ursprüngliche Motivation, BRouter zu entwickeln. Das war auch mein erstes Projekt bei Github und damit mein Einstieg in die Open-Source-Entwicklung. Und es gab unheimlich viel Feedback und Unterstützung, und das hat das Ganze dann vorangetrieben. Marcus: Ich selbst bin 2014 auf BRouter-Web1 gestoßen, das war schon recht kurz nach dem ersten Commit im Git-Repository. Von da an war ich regelmäßiger Nutzer – erst auf der Instanz auf brouter.de, dann auf Installation, die ein Bekannter am Laufen hielt und schließlich auf meiner eigenen Instanz – die dann irgendwann zu bikerouter.de wurde. Ich habe im Laufe der Zeit für BRouter-Web einige Features entwickelt, verbessert oder gefixt und konnte meine bikerouter.de-Instanz immer auch zu Vorab-Tests nutzen. Nachdem es um BRouter-Web in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden ist, habe ich mich darauf konzentriert, bikerouter.de weiterzuentwickeln. c’t: Welches Problem löst BRouter? Arndt: BRouter findet Wege nach Regeln, die zu der jeweiligen Zielgruppe passen. Und für wen das nicht passt, der kann die Regeln selbst anpassen. Und BRouter macht Mobiltelefone offline routingfähig, ohne auf einen Server zugreifen zu müssen.
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Auf Einladung des Vereins FOSSGIS nahm Arndt Brenschede an einer Feier im Schloss Bellevue teil, wo ehrenamtlisches Engagement gewürdigt wurde. (Credit: Arndt Brenschede) | | | |
c’t: Was unterscheidet BRouter von anderen Online-Navigationstools oder von OpenStreetMap selbst? Marcus: BRouter ist erst einmal kein Navigationstool, sondern ein Routenplaner. Beide Begriffe werden gerne vermischt, meinen aber verschiedene Dinge. Navigationstools haben oft auch Routenplanung integriert, sind dort aber in den allermeisten Fällen sehr eingeschränkt in der Art, wie Routen geplant werden. Ein Routenplaner wie die Kombination BRouter-Web + BRouter erstellt eine Route, die dann von Navigationstools genutzt werden kann. BRouter hat den einzigartigen Vorteil, dass eine beliebige Konfiguration des verwendeten Routing-Profils möglich ist – auch durch die Nutzerinnen selbst und hat nicht nur drei oder vier vorgefertigte Profile (Auto, Rad, Fußgänger) zur Auswahl wie sonst üblich. Allein für das Fahrrad-Routing gibt es schon unzählige vorgefertigte Profile: einige fokussieren sich auf Rennräder, andere auf das Fahren in urbanen Regionen, wieder andere planen Offroad-Strecken per Gravelbike oder Mountainbike und es gibt sogar spezialisierte Profile für Velomobile und Liegeräder. Damit können unglaublich gut funktionierende und auf die eigenen Bedürfnisse maßgeschneiderte Routen erstellt werden. Und wenn irgendetwas an einem verwendeten Profil nicht hundertprozentig passt, kann man es sich jederzeit selbst anpassen. Das bietet, soweit ich weiß, kein anderes System. Zum Thema OpenStreetMap: Das ist im Kontext BRouter „nur“ die Datenbank, aus der die für das Routing notwendigen Informationen über das Wegenetz usw. extrahiert werden. Auf der OpenStreetMap-Website gibt es auch einen integrierten Routenplaner, der ist aber ähnlich zu den angesprochenen sehr eingeschränkt und bietet nur wenig Auswahl an Möglichkeiten. c’t: Was waren technische Hürden, mit denen ihr bei der Entwicklung von BRouter und dem Webinterface konfrontiert wart? Arndt: Eine Android-App hatte damals 16 MB Speicher zur Verfügung, und damit eine Route quer durch Deutschland zu berechnen, war knifflig. Auch die Datenvorverarbeitung ist fordernd, die OSM Datenbank hat heute 10 Milliarden Nodes, bei den Höhendaten ist es ähnlich. Wir können das heute in 2 Stunden verarbeiten, das ist Weltrekord. Bei der Integration in die Android-Karten Apps OsmAnd, LocusMaps und OruxMaps haben die jeweiligen Autoren kräftig mitgeholfen, allein hätte ich das nicht hinbekommen. Und mit Web-Anwendungen kenne ich mich einfach überhaupt nicht aus, das war ein echter Glücksfall, dass Norbert da den Anfang gemacht hat und auch Mitstreiter gefunden, wie zum Beispiel Marcus. c’t: Welche Features plant ihr als Nächstes für BRouter oder Bikerouter.de? Marcus: Bevor neue Features entwickelt werden, stelle ich gerade den kompletten Build-Prozess der BRouter-Web/bikerouter.de Applikation auf moderne Tools um. Man merkt, dass die Anfänge von BRouter-Web bereits über 10 Jahre zurückliegen und im Web-Bereich ist seitdem extrem viel passiert. Hier möchte ich erst einmal wieder etwas aufschließen, bevor neue Features kommen. Ebenfalls möchte ich das User-Interface etwas modernisieren. Im Backlog stehen eine Menge Aufgaben, das Spektrum ist dabei sehr breit: Da geht es auf der einen Seite um bessere Benutzerführung, um auch Nicht-Nerds die Nutzung leicht zu ermöglichen und auf der anderen Seite um absolute Nischenfeatures wie die Unterstützung von verschiedenen Routenprofilen auf verschiedenen Abschnitten einer Strecke. | | | |
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Marcus Jaschen kümmert sich nicht nur bikerouter.de, sondern kombiniert auch beruflich als Entwickler von MTB-News die Themen Webentwicklung und Fahrradfahren. (Credit: Marcus Jaschen) | | | |
Es gibt in BRouter bereits neue Features, die in BRouter-Web noch keine Entsprechung haben, zum Beispiel eine Roundtrip-Planung (BRouter erstellt eine Rund-Route von einem beliebigen Punkt mit vorwählbarer Länge, zum Beispiel „75 km Graveltour von Hannover mit Hauptrichtung Nordosten“). Auch diese neuen Funktionen müssen natürlich irgendwann, die die Web-App integriert werden. Ich habe außerdem begonnen, eine Dokumentation (Handbuch) für BRouter-Web beziehungsweise bikerouter.de zu schreiben, das geht aber leider langsamer voran, als ich es gerne hätte: https://docs.bikerouter.de/de/ Ich schreibe in meinem Blog regelmäßig (fast wöchentlich) zu den Neuerungen von bikerouter.de, in den Jahresrückblicken (20232, 20243) fasse ich dann noch mal die wichtigsten Dinge zusammen. Das gibt einen ganz guten Blick auf die Bandbreite an Dingen, die ich bearbeite. Arndt: Ich bin da nicht mehr so tief drin, sondern staune eher, wenn ich neue Features sehe wie zum Beispiel die Rundreisen oder die Landschafts-Beschreibenden Pseudo-Tags. Das sind heute aber andere Entwickler, die das vorantreiben. Ich habe schon noch Themen im Hinterkopf, insbesondere Ladeplanung für Elektroautos, aber die Zeit lässt das gerade nicht zu. c’t: Wofür begeistert ihr euch abseits von Softwareentwicklung? Arndt: Wandern, Radfahren und Kochen. Das Rad ist aber mittlerweile ein E-Bike. Marcus: Ich fahre gerne mit dem Gravelbike durch die Gegend 😉. Außerdem baue ich gerne Dinge aus Holz – wenn ich mal die Muße habe. | | | |
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Norbert Renner zieht sich aus der Entwicklung von BRouter-Web zurück und sucht einen Nachfolger als Maintainer. Vielleicht reizt euch das Thema und ihr bringt die nötige Expertise mit? Wie plant Ihr Eure Wege, ob Offroad oder durch den Großstadtdschungel? Oder gibt es eine andere (Web-)Anwendung, wo Ihr einen ähnlichen Aha-Effekt hattet, wie ich? Lasst es mich gerne wissen, indem ihr unten auf E-Mail schreiben klickt. Bis zum nächsten Spotlight und Happy Hacking!
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1 https://www.marcusjaschen.de/blog/2014/brouter-openstreetmap-routing-fur-fahrrader/ 2 https://www.marcusjaschen.de/blog/2023/bikerouter-rueckblick-2023/ 3 https://www.marcusjaschen.de/blog/2024/bikerouter-rueckblick-2024/ 4 https://github.com/nrenner/brouter-web/issues/791 | | | |
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