Die Pflichtlektüre für Freunde quelloffener Software ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
Im Browser lesen | 21.11.2024
Moin. Der Freitag grüßt und ein neues Open Source Spotlight schlummert in eurer Inbox. 📬 Heute geht es um meine Toolchain. Da ich kein Coder bin, klingt das etwas hochgestochen. Ich stelle euch den Editor vor, mit dem ich überwiegend meine Artikel und auch diesen Newsletter schreibe. 😇 Vorher aber Vorfreude auf einen alten Haudegen unter den Open-Source-Anwendungen. 🐭
Keywan Tonekaboni 
Redaktion c't 
ktn@ct.de
Heute im Spotlight 
News: GIMP 3.0 Release steht bevor
Spotlight: Markdown-Editor Apostrophe
Interview mit Manuel Genovés, Apostrophe-Maintainer
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GIMP 3.0 Release steht bevor
Nein, noch ist es nicht ganz so weit. Aber nach über vier Jahren Entwicklungszeit und sogar mehr als sechs Jahren seit dem letzten Major-Release, steht GIMP 3.0 vor der Haustür. Letzte Woche hat das GIMP-Team den ersten Release Candidate von Version 3.0 veröffentlicht. Größte Änderung aus meiner Sicht ist der Umstieg von GTK+2 auf GTK3. Bei der riesigen Codebase von GIMP war das keine einfache Aufgabe. Das macht GIMP für die Zukunft sicher und vereinfacht hoffentlich die weitere Entwicklung.
Screenshot von GIMP 3.0 RC1
Außerdem hat das GIMP-Team auch ordentlich die Codebase aufgeräumt. Zu den Features gehört Unterstützung für HiDPI-Bildschirme, bessere Unterstützung von Farbräumen und, ganz wichtig, ein überarbeitetes Maskottchen. Zukünftig will GIMP auf häufigere und kleinere Release umstellen, die sich auf einige Features konzentrieren. GIMP 3.2 soll binnen eines Jahres folgen.
Es sind immer noch early days und es wird noch einige Zeit ins Land gehen, bis Ubuntu und andere Linux-Distributionen zum "Daily Driver" auf den Snapdragon-X-Notebooks taugen. Aber es ist spannend zu sehen, dass der Support für die ARM-Notebooks Fahrt aufnimmt. Unerschrockene Pinguine können das experimentelle Image herunterladen und die Entwickler mit Bug Reports beglücken. 🪲
Spotlight: Apostrophe - Ablenkungsfreier Markdown-Editor
Ich schreibe meine Artikel praktisch immer in Markdown, denn das kann ich gut in unser Produktionssystem importieren. Das versteht zwar auch den Import via Copy&Paste direkt aus Word oder LibreOffice Writer (samt Formatierungen), aber so eine dicke Textverarbeitung lenkt mich meist nur ab. Mit ganz simplen Texteditoren wie Gedit oder mittlerweile Gnome Texteditor fange ich zwar an, aber die sind mir dann doch zu spartanisch.  
 
Und genau in die Lücke schlägt Apostrophe, auf den ich gestoßen bin, als er noch UberWriter hieß. Der Editor bietet ein Syntax-Highlighting, sodass ich Überschriften oder Code-Absätze direkt erkenne, verändert aber nicht die Schriftgröße oder das Layout. Das hat mich bei Typora immer gestört (abgesehen davon, dass Typora nicht Open Source ist).  
Screenshot von Apostrophe
Mit einer minimalen Werkzeugleiste kann ich auch mal Text markieren und fett formatieren oder einen Link einfügen. Beim Tippen blendet Apostrophe alle Bedienelemente aus, sodass sie nicht vom Text ablenken. Eine Funktion, die ich übrigens abgeschaltet habe, da ich so immer meine Zeichenzahl im Blick habe. 
 
Es gibt auch eine Live-Vorschau aller Formatierungen samt referenzierter Bilder, die Apostrophe neben oder unter dem Editor einblendet oder in einem eigenen Fenster. Wer noch weniger Ablenkung haben möchte, für die, hebt der Fokusmodus nur den aktuellen Satz hervor, jeglicher anderer Text ist dann in gedimmtem Grau.  
 
Wenn ihr auch Apostrophe ausprobieren wollt, findet ihr den Markdown-Editor auf Flathub. Aber auch in diversen Linux-Distributionen ist er in den Repos enthalten.
Spotlight-Steckbrief 
 
Name: Apostrophe
Webseite: https://apps.gnome.org/de/Apostrophe/
GitLab: https://gitlab.gnome.org/World/apostrophe/
Entwickler*in: Manuel Genovés
Plattform: Linux
Lizenz: GPLv3
Screenshot von Apostrophe mit dem Inhalt des Spotlight Newsletters
Interview mit Manuel Genovés, Apostrophe-Maintainer
Ich habe für euch mit dem Maintainer von Apostrophe, Manuel Genovés, gesprochen. Und da schließt sich der Kreis zum ersten Thema, also GIMP, ein bissl. 
 
c’t: Kannst du uns etwas über deinen Hintergrund erzählen und wie du zur Softwareentwicklung gekommen bist? 
 
Manuel: Ich bin Physiker und Künstler, aber ich programmiere, seit ich Zugang zu einem Computer habe. Ich erinnere mich, wie ich versucht habe, ganze Websites nur mit Notepad.exe zu erstellen, als das alles war, was ich auf meinem Windows-98-Rechner hatte. Am Ende meiner Schulzeit habe ich kleine Projekte in PHP umgesetzt und mit verschiedenen Linux-Distributionen gespielt. 
 
c’t: Wie kam es dazu, dass du dich an der Entwicklung von Apostrophe beteiligt hast? 
 
Manuel: Ich glaube, es war im letzten Jahr meines Physikstudiums. Vielleicht auch etwas früher. Ich habe ADHS, was ich das damals noch nicht wusste. Aber mir war damals schon klar, dass es mir schwerfiel, Berichte in Word oder LibreOffice Writer zu schreiben. LaTeX ist zwar nett, aber manchmal zu umständlich. Dann bin ich auf Uberwriter gestoßen, einen sehr gut aussehenden, ablenkungsfreien Markdown-Editor, der zu dem Zeitpunkt nicht gepflegt oder weiterentwickelt wurde. UberWriter verwendete damals noch Python und GTK+ 2. Ich kontaktierte Wolf Vollprecht, den Entwickler der App, und begann, sie auf GTK+ 3 zu portieren, und wurde in dem Verlauf zum Maintainer von UberWriter. Es ist schon lustig, wie ich im Grunde während des Schreibens meiner Abschlussarbeit prokrastiniert habe, indem ich eine App fürs „Schreiben ohne Ablenkungen“ programmiert habe. 
 
Später hat mich Tobias Bernard kontaktiert, der sich für eine Änderung des Namens und Logos der App einsetzte und mich auch in engeren Kontakt mit dem Rest der GNOME-Community brachte. 
 
c’t: Es gibt viele Markdown-Editoren. Was macht Apostrophe so besonders? 
 
Manuel: Ich denke vor allem darin, dass Apostrophe seinen eigenen Weg geht, opionated ist. Es versucht, eine bestimmte Rolle zu erfüllen – einem aus dem Weg zu gehen und eine ablenkungsfreie Umgebung bereitzustellen – und nicht, indem es versucht, es allen recht zu machen. Es ist sehr gut darin, was es am besten kann. Ich weiß, dass es mir mit meinem ADHS hilft und es auch anderen hilft. Eine Benutzerin hat mich kontaktiert, um mir zu sagen, dass es auch ihrem Kind mit ADHS geholfen hat. Aufgrund des Feedbacks dieser Person habe ich die aktuelle Symbolleiste implementiert. 
 
c’t: Was waren einige der wichtigsten technischen Herausforderungen, mit denen Du bei der Entwicklung von Apostrophe konfrontiert warst? 
 
Manuel: Apostrophe war dem Status Quo unseres Tech-Stacks oft einen Schritt voraus. Im Laufe seiner Geschichte wurden verschiedene Hacks verwendet, um Dinge zu implementieren, die damals noch nicht verfügbar waren – obwohl sich die verschwindende Kopfleiste heutzutage beispielsweise problemlos mit Libadwaita-Widgets implementieren lässt, waren vor einigen Jahren drei Kopien davon und seltsame Hacks erforderlich, damit sie funktionierte. Der GTK4-Port verzögerte sich stark, weil Webkitgtk noch nicht verfügbar war und es keine einfache Möglichkeit gab, eine Rechtschreibprüfung in GTK4-Textansichten durchzuführen. Tatsächlich patcht die aktuelle Version, die in Flathub verfügbar ist, sowohl Sourceview als auch Libspelling, damit es gut mit der eigenen Textverarbeitung funktioniert, die Apostrophe intern durchführt. Just in dem Moment, wo ich die Antworten schreibe, wurden diese Patches aus der Entwicklerversion entfernt, da sie nicht mehr erforderlich sind. Vielen Dank an Christian Hergert für die ganze Arbeit, die er in diesen beiden Bibliotheken geleistet hat! Ich musste auch ziemlich viele benutzerdefinierte Widgets implementieren. Mein Dank geht an Alice. Während ich diese Widgets implementiert habe, war sie mir eine große Hilfe, die Feinheiten von GTK zu verstehen.
Porträt-Foto von Manuel, wehende Haare, draußen
c’t: Was sind deine nächsten Schritte mit Apostrophe? 
 
Manuel: Ich möchte bald eine Version mit einigen netten neuen Funktionen herausbringen – nämlich Inline-Vorschauen für Fotos, Definitionen, $\LaTeX$-Formeln usw. usw. Ich möchte eine Möglichkeit implementieren, Dateien wiederherzustellen, wenn das System abstürzt, damit die Leute nicht gespeicherte Arbeit nicht verlieren. Und in fernerer Zukunft – wer weiß. Ich habe ziemlich viele Ideen (zum Beispiel SlideJS-Vorschauen oder Vorlagenverwaltung), aber ich weiß nicht, wann ich daran arbeiten werde. 
 
c’t: Abgesehen von Apostrophe, wo und wie engagierst du dich noch für Open Source? 
 
Manuel: Ich habe AdwAnimation als Teil eines GSoC-Projekts implementiert, das ist das, was Animationen und Übergänge in Libadwaita-Apps antreibt. 
 
c’t: Wofür begeistert du dich abseits der Entwicklung von Software? 
 
Manuel: Kunst – Ich habe einen Master in visueller und multimedialer Kunst gemacht. Und neben Multimedia bastele ich sehr gerne Dinge mit meinen Händen. 
 
Ich engagiere mich auch sehr gerne in verschiedenen Formen des Aktivismus, wir erleben einen kritischen Moment – politisch, ökologisch, sozial. Meine Arbeit an Open Source entspringt meinem Verständnis darüber, wie wir als Gesellschaft funktionieren sollten, und ich versuche, auch in den anderen Bereichen meines Lebens sehr kohärent zu sein. Es macht mich unerträglich traurig, dass wir diesen Planeten sterben lassen, dass wir einen weiteren Genozid zulassen, dass die Demokratie zerfällt. Aber ich glaube auch an gegenseitige Hilfe, an Strukturen, die von unten nach oben entstehen, und an die Veränderungen, die sie in der Gesellschaft bewirken können.
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Okay, Manuel hat während des Studiums prokrastiniert, in dem er einen ablenkungsfreien Editor weiterentwickelt hat. Ich habe ebenfalls bereits während meines Studiums nach Alternativen zu (damals noch) OpenOffice gesucht und traute mich an LaTeX noch nicht ran. Meine ersten Hausarbeiten schrieb ich mit LyX, einem vereinfachten LaTeX-Editor. Da war aber noch bevor es Markdown gab. Und LaTeX habe ich seit meiner Masterarbeit nicht mehr angefasst. Jetzt gibt es ja Markdown. 🤪 
 
Was macht ihr, um ablenkungsfrei zu schreiben oder was ist euer Lieblingseditor? Schreibt uns gerne, indem ihr unten auf "E-Mail schreiben" klickt.  
 
Bis zur nächsten Woche und Happy Hacking!
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