Die Pflichtlektüre für Freunde quelloffener Software ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
Im Browser lesen | 01.07.2024
Hallo! Hier ist euer neues Spotlight am Freitagmorgen. Es gibt so viele tolle Open-Source-Programme und -Projekte, warum nutzt der Staat die dann so zögerlich und zahlt lieber horrende Summen an große IT-Konzerne? Die Antwort vermute ich im Bermuda-Dreieck zwischen Politik, Bürokratie und Vorurteilen. Eine Passage dort hinaus suchte man beim Berliner Open Source Tag. Davon berichte ich euch hier im Spotlight und stelle ein Tool vor, was elegant einen leidigen Job übernimmt: Backups! 🐧
Profilfoto von Keywan
Keywan Tonekaboni 
Redaktion c't 
ktn@ct.de
Heute im Spotlight 
Berliner Open Source Tag
Pika - Backup-App für den Linux-Desktop
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Freie Software fürs Amt
Während Niklas sich auf der SUSECON tummelte, verweilte ich ebenfalls in Berlin, aber auf dem Berliner Open Source Tag. Dort trafen sich Open-Source-Business und Leute aus der Verwaltung. Sagen wir mal, erstere haben letztere eingeladen, um für mehr Open Source in der Amtsstube zu werben. Open Source gibt es nicht nur im Hoodie, sondern auch im Anzug, war das Credo.  
Foto vom Plenum, rote Kinobestuhlung. Viele Männer, einige Frauen, meist in legerer Businesskleidung, lauschen dem Vortrag
Auf dem Berliner Open Source Tag dominierte der Business-Dress vor den Hoodies. Spottet ihr den fleißigen c’t Redakteur? (Credit: Jens Ahner, IHK Berlin)
Open Source, das sei eben längst aus der Hobbyecke raus und richtiges Business, erklärten Vertreter wie Miriam Seyffarth von der Open Source 
Business Alliance (OSB Alliance). Und der ehemalige Vorsitzende der Document Foundation empfahl Mitarbeitern in der Verwaltung, auf Open-Source-Dienstleister zurückzugreifen, statt sich bei nerdigen Community-Projekten einen Korb zu holen. Die Firmen im Umfeld der Communities agieren als Mittler. 
 
Doch obwohl seit Jahren das Schlagwort „Digitale Souveränität“ durch die Debatten geistert, hapert es bekanntlich an der Umsetzung (€). Dass es anders geht, zeigten Schleswig-Holstein und Thüringen. An der (geografischen) Spitze Deutschlands wechseln sie jetzt von Microsoft zu LibreOffice und Open-Xchange; Linux auf dem Desktop soll danach folgen. Damit es kein Desaster wie in München mit LiMux wird, setzen sie in Kiel auf Schulungen, Dokumentation und Support. Thüringen zieht gerade die eine eigene Verwaltungscloud hoch. Klingt zwar wenig sexy, aber mithilfe von Open-Source-Software wie OpenStack und einem Self-Service-Portal sollen Landesbehörden sich ihre Cloud-Ressourcen so easy zusammenklicken und hochfahren wie bei den großen Cloudanbietern.
Junge Frau steht am Pult, hält Vortrag, hinter ihr ein großer TV mit der Präsentation "Ist ein Vorrang für Open Source rechtlich möglich?"
Beim Berliner Open Source Tag ging es hart zur Sache: statt Codebeispielen hat Miriam Seyffarth von der OSB Alliance Vergaberecht im Gepäck. (Credit: c’t)
Ein Knackpunkt, der so manche Open-Source-Initiative zum Erliegen bringt: die gute, alte Bürokratie. Damit die Open-Source-Befürworter in den Amtstuben Zweifel von Kollegen aus der Beschaffung kontern können, gab es einen ganzen Track zum Thema Vergaberecht, getreu dem Motto: Feuer mit Feuer bekämpfen. Schon die GPL war ja die Durchsetzung von Copyleft mit Mitteln des Urheberrechts.
Spotlight: Pika Backup
 
Wechseln wir aus den Niederungen der Digitalpolitik zu etwas Schönem: Backups! 😎 „Nobody likes backups, everybody wants restore“, heißt ein Spruch. Die Lösung: Eine Backup-Software, die einfach macht und von der man nicht viel mitbekommt. Auf dem Linux-Desktop erfüllt für mich Pika Backup diese Anforderung: einfach einzurichten, arbeitet zuverlässig im Hintergrund und im Ernstfall an meiner Seite. 
 
Spotlight-Steckbrief 
 
Name: Pika Backup
Webseite: https://apps.gnome.org/PikaBackup/
Entwicklerinnen: Sophie Herold und Fina Wilke
Plattform: Linux
Lizenz: GPLv3
 
Bereits 2022 habe ich eine frühere Version von Pika für c’t getestet (€). Seitdem sind neue Funktionen hinzugekommen. Dem Konzept ist Pika dabei treu geblieben.
Screenshot von Pika, Konfiguration eines Backups, Tab "Datensicherung". Ziel, zu sichernde Daten, Ausschlussordner. In der Mitte ein dicker, blauer "Jetzt sichern" Knopf
Pika erfindet Backups nicht neu, sondern ist eine grafische App für das bewährte Backup-Tool BorgBackup (€). Die Komplexität von BorgBackup reduziert Pika auf ein für Desktop-Systeme sinnvolles Level, ohne auf die Key-Features wie Verschlüsselung, Kompression, Deduplikation oder das automatische Ausdünnen von Archiven zu verzichten. Pika ergänzt BorgBackup aber um eine wirklich essenzielle Komponente: den Zeitplan. Es legt nicht nur automatisch und regelmäßig die Backups an, sondern wartet auch, bis die Backup-Festplatte angeschlossen ist oder der Laptop am Strom hängt. Mega nice.
Screenshot Pika, Tab "Zeitplan". Tägliche Sicherungen aktiviert, Geplante Sicherungen. Option alte Archive (deaktiviert)
Pika könnt ihr am einfachsten aus Flathub installieren, wo ihr auch die aktuellste Version bekommt.
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Interview mit Sophie Herold, Entwicklerin von Pika
Selfie/Profilfoto von Sophie, junge Frau mit dunkelblonden Haaren lächelt in die Kamera, Brille, dicke Overear-Kopfhörer, Sonnenschein. Im Hintergrund Bäume
(Credit: Sophie Herold)
Die Berliner Entwicklerin Sophie Herold hat Pika programmiert. Sie engagiert sich zudem sehr aktiv im Gnome-Projekt. Kein Zufall, denn mit Gnome 3 begann sie sich für Linux auf dem Desktop zu interessieren.  
 
c’t: Wie kam es dazu, dass du angefangen hast, Software zu entwickeln? 
 
Sophie: In meiner Jugend habe ich an PHP-Websites gebastelt. Ich dachte lange, dass ich nicht gut genug wäre für „echtes“ Programmieren. Trotz des Wissens aus meinem Physik- und Informatikstudium hat es noch etwas gedauert, bis ich mich an GNOME Programmcode getraut habe. Aufgrund meiner Behinderungen kann ich seit einigen Jahren nicht regulär arbeiten. Im GNOME-Projekt kann ich trotzdem nach meinem Tempo etwas beitragen und manchmal etwas dazuverdienen. 
 
c’t: Was war deine Motivation, Pika zu entwickeln? 
 
Sophie: Ganz klar, dass Backups eine zu große Hürde für mich waren, um sie regelmäßig anzulegen. Obwohl ich BorgBackup von Serverprojekten gut kannte und seit Jahren im Terminal zu Hause war, schienen mir Backups immer etwas zu unübersichtlich, um sie in so etwas wie einem selbst gebauten Skript zu verwalten. Meine Hoffnung war, dass ich vielleicht mir und anderen diesen Stress nehmen kann. 
 
c’t: Warum fiel die Wahl auf BorgBackup als Unterbau? 
 
Sophie: Es standen damals zwei Tools zur Auswahl, die Backups verschlüsseln und mehrere Backup-Versionen mit Deduplikation unterstützen: BorgBackup und Restic. Aber Restic war noch relativ jung und ließ sich nicht so gut in eine App integrieren wie BorgBackup. Damals unterstützte es auch noch keine Komprimierung. Wichtig war natürlich auch, dass BorgBackup schon eine breite Benutzer*innen- und Entwickler*innenbasis hatte. Schließlich sollte das Tool auch in vielen Jahren noch verfügbar sein, um ein Backup zu lesen. Thomas Waldmann und die anderen Entwickler*innen von BorgBackup haben uns seitdem nicht enttäuscht. BorgBackup ist ein super betreutes Projekt. 
 
c’t: Backup-Tools gibt es wie Sand am Meer: Was ist das besondere an Pika? 
 
Sophie: Erfreulicherweise pflegen wir eine gute Beziehung mit Déjà Dup und Vorta. Jede App hat hier ihre Berechtigung. Bei Pika versuchen wir, den Nutzer*innen eine möglichst intuitive Bedienoberfläche zu bieten und ihnen so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Gleichzeitig wollen wir bis zu einem gewissen Grad auch kompliziertere Anforderungen abdecken. Dieser Spagat bereitet uns manchmal einiges Kopfzerbrechen. Umso glücklicher sind wir, dass viele Nutzer*innen Pika weiterhin als eine einfache App wahrnehmen, trotz all der Funktionen, die wir über die Jahre hinzugefügt haben. 
 
c’t: Was waren Hürden, mit denen du bei der Entwicklung von Pika konfrontiert warst? 
 
Sophie: Als ich mit der Entwicklung begonnen habe, besaß GNOME noch ein nicht ganz so ausgereiftes Ökosystem für App-Entwicklung wie heute. Libhandy, die Vorgängerin zu Libadwaita, war damals noch nicht stabil. Ich musste mir deutlich mehr Komponenten für die Oberfläche zusammensuchen, als das heute der Fall ist. In der Entwicklung stoßen wir immer wieder auf Fehler in anderen Komponenten, weil Pika viele Flatpak-Portale und externe Tools wie FUSE benutzt. Dabei haben wir zum Beispiel regelmäßig Probleme mit Distributionen, auf denen Dinge falsch konfiguriert sind oder fehlen. 
 
c’t: Du bist auch sonst im Gnome-Projekt sehr aktiv. Was treibt dich an? 
 
Sophie: Wie so viele in der Community arbeite ich an allen möglichen Sachen, die mir auffallen oder die ich für ein Projekt benötige. Ich entwickle Gnomes Bilderbetrachter Loupe und die zugehörige Bibliothek glycin, die Bilddateien handhabt. Im Release Team und im Circle Committee arbeite ich an Standards und klareren Prozessen für unsere Apps. Was mich vor allem antreibt, ist unsere Prozesse offener für neue Beitragende zu machen und einen sichereren Platz für andere minorisierte Menschen in unserer Community zu schaffen. 
 
c’t: Und abseits der Softwareentwicklung, wofür begeisterst du dich da? 
 
Sophie: Von Holzarbeit über Töpfern bis Linolschnitt. Ich liebe es, neue Materialien und Techniken auszuprobieren. Mich begeistert es auch immer, Neues über Säugetiere zu lernen. Deswegen ist Pika nach dem Amerikanischen Pfeifhasen benannt. Ich habe auch viele Jahre gebouldert. Ich hoffe, dass meine Gesundheit das irgendwann noch einmal zulässt.
Wie macht ihr die Backups von euren Desktop-Systemen? Greift ihr auf eine grafische App zurück oder wirft ein Cronjob (oder systemd-Timer) euer selbstgeschriebenes Backup-Skript an? Lasst es mich gerne wissen, indem ihr weiter unten auf "E-Mail schreiben" klickt. 
 
Bis zur nächsten Woche und Happy Hacking!
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